8.5.25 L7 Runde 2, Blindzeichnen - Negativer Raum. "Gestische Zeichnung"


 




Kurzfassung:

Wh und Zusammenfassung: Blindzeichnen und Modifiziertes Blindzeichnen (nach Betty Edwards). Erfahrung des Wechsels der Modi der Wahrnehmung (sog. L- und R-Modus des Gehirns)

- Das Prinzip des Negativen RaumsZuerst am eigenen Umriß. Dann an einem einfachen Objekt: Blume. Zuletzt an einem Blumenstrauß.

Übungen: Portrait und Blumenstrauß mit Kontur, Innenleben und Negativem Raum. 
Portrait eines Stuhles: Negativ/Positiv

- Vorbereitung auf den die Runde 2 abschließenden Spieleabend am 22.5. (Bitte lesen!)


Bis hierher bitte unbedingt zur Kenntnis nehmen. Alles Weitere für diejenigen, die es genauer wissen wollen.
In GRÜN, was zu tun und zu üben vorgeschlagen wird.

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1 STAND DER DINGE



















































2 Das Prinzip des Negativen Raumes :


Alles, was vor Augen kommt, ist immer auf zweierlei Weise sichtbar:

- Entweder als isolierte FORM in ihren Grenzen gegen einen zumeist nicht bewußt wahrgenommenen RAUM (und damit oft ein isoliert wahrgenommenes, komplexes Objekt)

- Oder als eine in ihrem umgebenden RAUM eingebettete FORM. (Die durch diese Sichtweise auf einmal sehr viel einfacher visuell zu verstehen sein kann. (Stichwort: "Scherenschnitte")

Wir versuchen dieses Phänomen von "FIGUR und GRUND" zunächst mit uns bekannten Formen zu visualisien:


Vorrede: Meine scheinbare "Obsession" mit Komposition und Format (die sich in "Bilder in Rahmen" oder "Panels" ausdrückt), erklärt sich heute genauer...


Speeddating 1:


1) Zeichnet wie üblich eine blindgezeichneten Kontur eures Gegenüber in einem Rahmen, aber diesmal 2-mal - als Figur gegen den Hintergrund, dann als Silhouette des Raumes. Füllt die jeweiligen Formen mit einer 

sog. Lavage (DEMO: Verdünnte Tusche, Aquarell- oder Wasserfarbe, Pinsel - schnell ausgeführt):



2) Portrait einer Pflanze
- In einem nächsten Schritt nehmt euch aus dem Strauß eine einzelne Blume und zeichnet in MODIFIZIERTER BLINDZEICHNUNG ein Portrait der Blume in negativer und positiver Form in einen Rahmen! Füllt die jeweiligen Formen mit einer sog. Lavage (verdünnte Tusche, Aquarell- oder Wasserfarbe).





3) Ebenso verfahrt bitte mit dem aufgestellten Blumenstrauß!

- Zeichnet in MODIFIZIERTER BLINDZEICHNUNG den gesamten Blumenstrauss als Umrissform in einen Rahmen (Umriss, Silhouette, Scherenschnitt, "Arabesque" *) und tragt nur die "Löcher" oder Durchblicke in die Umrißform ein!

- Dann wendet ihr das beschriebene Phänomen des NEGATIVEN RAUMES auch auf den Blumenstrauß an. Als Vorstellungshilfe denkt an das frühere Verfahren in der Schwarz-Weiß.Fotografie von Positivfoto und Negativfilm!
Füllt die jeweiligen Formen mit einer sog. Lavage (verdünnte Tusche, Aquarell- oder Wasserfarbe):


Bei euren Übungen zu Hause spielt dann gerne einmal an eurem Selbst oder einem Gegenstand (Blumen oder andere Gewächse, Dinge aller Art wie Stühle  usw) mit dem Verhältnis von Positiv und Negativ:

Aussenkontur - Innen +/-




* Stichworte: Silhouette, Scherenschnitt, "Arabesque"  - Kurze Anmerkung zur wichtigen Rolle der Umrisszeichnung, Konturlinie, Silhouette/Arabesque beim Portraitzeichnen!

Ergebnisse aus dem Kursabend:
















ÜBEVORSCHLAG: Übungen zum Negativen Raum - Projekt "Portrait eines Stuhles - mal so, mal so"




Ziel der Stunde und Übungen:

- Den "negativen Raum" überhaupt verstehen und sehen. 

Zuerst: Am eigenen Umriß - wie bislang, nur umgekehrt sehen lernen!

Dann: An einer Pflanze/ einem Blumenstrauß

Zuletzt : An einem einfachen Objekt wie zB Stuhl

   
Abschließende Bemerkungen zu Maria Lassnig als gutes Beispiel - und allgemein zum Interesse an Kunst, die ein Phänomen ist, das nur über den Künstler zu verstehen ist (> E.H.Gombrich zumindest mal vorstellen...)





Vorbereitung auf den Abschluß der Runde 2, Wahrnehmung am 22.5.25: Speeddating-Spieleabend

Wir fassen mit dem Speedating am 22.5. alles in Runde 1 und 2 Kennengelernte in einem intensiven "Spieleabend" zusammen und wenden es praktisch mit Zeichnen von Posen/Körperhaltungen an. 

Die "gestischen Zeichnungen" (siehe Text "Anfänge des Modellzeichnens" unten) machen sich diese Fertigkeiten zu nutze und bilden eine Brücke zu dem, was uns in der letzten und dritten Runde "WISSEN" begegnen wird:
Proportionen, Raum und Perspektive. Anatomie. Komposition.

Bringt bitte eure Sudelhefte/-bücher oder Skizzenblöcke oder ausreichend Zeichenpapier mit.
Ich werde euch wieder Mala-Endlosrolle und eine Auswahl von Zeichenwerkzeugen von Bleistift, Wachs, Graphit, Kohle, Rötel, Tusche und Federn sowie Filzstifte mitbringen und vorstellen!


Anleitung zum Speeddating 2:

Wechselnde Gegenüber in 1 bis 5-Min-Posen: 1 Minute Pose (+2 Minuten Negativer-Raum-Lavage, dann 5-Min-Posen.

Das "Gestische Zeichnen" und das "Modifizierte Blindzeichnen" bilden einen wichtigen Auftakt und den Kern aller künftigen Modell-Zeichnungen. Sie haben einen ziemlich logischen inneren Zusammenhang beim Menschenzeichnen - den wir an diesem Abend miteinander erfahren werden!

Jedes Modell nimmt für 1-5 Minuten eine unterschiedliche Haltung/Pose an.
Die/der Zeichnende versucht diese Haltung/Pose in einfacher Form als expressive, gestische oder blinde/modifiziert blinde Konturzeichnung (+ Lavage) zu erfassen.



Den folgenden Text bitte als Gesprächsgrundlage zur Kenntnis nehmen - das Verständnis erarbeiten wir praktisch!


Anfänge des Modellzeichnens

Warmups 

Die neuen (noch vorzustellenden) Warmups bzw Lockerungsübungen begleiten ab jetzt die Übungen zum Modellzeichnen + Blindzeichnen auf einer parallelen Ebene.

Gestische 1-Minuten-Posen:
(Gestisches Zeichnen demonstrieren und nachvollziehen lassen: Was ist eine Geste? Wie geht dieses fixe Zeichnen als Einstimmung und wie erfolgt dann der Wechsel in die Blindzeichnung? DEMO und ÜBUNG)

In dieser ersten Annäherung geht es darum, ein Modell, das jeweils für eine Minute stillsteht und "posiert", auf einfachste Weise relativ schnell zu zeichnen.

Auf dieser ersten Stufe spielt es gar keine Rolle, wie ihr das macht. Es kann so schlecht wie möglich geschehen. Ich möchte geradezu, dass ihr zuerst so schlecht wie möglich zeichnet.


Es geht also erst einmal nur darum, dass man

- überhaupt einmal hinzuschauen trainiert,

- dass ihr erlebt, was 1 (oder 5) konzentrierte Minute(n) bedeutet und ein Gefühl für die Zeichenzeit entwickelt,

- dass ihr einfache Unterschiede sehen lernt: Ist das Modell aufrecht, gebeugt, sitzend, liegend, gespannt, schlaff usw.

Klingt nicht nur banal, ist es auch. Aber entscheidend wird nun, dass ihr den Kern dieser Beobachtungen eurer Zeichenhand mitzuteilen lernt. (Und das ist ein nebenbei entstehender Gewinn aus dem Blindzeichnen, das die Verbindung von Augen und Hand trainiert!)

Auf dieser ersten Stufe geht es immer noch nicht um "schöne" Zeichnungen von den Modellen (ob Menschen oder den Dingen), sondern egal wie angespannt und nervös man das auch machen wird, es geht darum, ein irgendwie geartetes Bündel oder Knäuel von Linien analog zu euren Beobachtung auf das Blatt zu bringen - unwichtig, ob man eine menschliche Gestalt darin erkennt oder nicht - das kommt noch! Das verspreche ich euch.


Praktisch und konkret:

- Zur Vorbereitung und zum Üben: Stellt oder setzt euch so vor einen Spiegel, dass man den ganzen Körper oder wenigstens große Teile des Körpers sieht. Oder noch besser, bittet Bekannte, Freunde oder Partner KURZ (1-5 Minuten max !) Modell für euch zu sitzen, in alltäglichen Haltungen und ohne Übertreibungen (bitte keine theatralischen "Posen")

- Stellt den Timer eures iPhones, eine Eieruhr oder eine Sanduhr auf 1 Minute. Haltet euch bewußt an das Zeitlimit.

- Erfasst mit dem euch bekannten "Blinzeln" (squint) die gesamte Pose und zeichnet zunächst flott und summarisch, was ihr seht, indem ihr euch in der bereits trainierten Weise im Wesentlichen an der Kontur orientiert:




Übersetzung: In den ersten 5 Sekunden legt ihr an, was möglichst alle Körperteile und die Haltung miteinander verbindet, wenn möglich, in einer nicht abgesetzten Linie!
















Und dass ihr seht, dass ihr mit der Methode in sehr guter Gesellschaft seid, hier eine gestische Zeichnung eines nicht ganz so schlechten Zeichners namens Rembrandt:




Der eigentliche Lerninhalt, der unter der Hand damit entwickelt wird, ist eine Art von innerer Nachvollzug oder  Mitgefühl oder Empathie, die sich mit der Beobachtung entwickelt. Eine Zeichnung hat nur dann Belang, Wirklichkeit und Qualität, wenn sie durch die Realität eurer Wahrnehmung gegangen ist. Man kann eine sitzende Figur nur dann erkenn- und nachfühlbar zeichnen, wenn der Strich glaubhaft versichert, dass euch selbst und in euch selbst das abgebildete Phänomen (zB "Sitzen" oder "Liegen" oder "Kauern" usw)  bekannt ist.

("Ideomotorisches Zeichnen" möchte ich das nennen, solange ich keinen besseren Begriff kenne. Das bedeutet, dass sich quasi automatisch ein durch die Beobachtung ausgelöstes Gefühl für das Gegenüber auf die zeichnende Hand überträgt und die Linie mitgestaltet)

Wir werden in dieser Einheit die Warmups oder Lockerungsübungen mit ca. 15-20 1-Minuten-Posen beginnen. Ich werde allerdings jedesmal eine neue Herangehensweise vorschlagen.

Zunächst werden diese Posen im "Freistilzeichnen" angefertigt, d.h. aus dem Bauch heraus wie es gerade kommt...



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